Analvenenthrombose

Als Analvenenthrombosen werden Blutgerinnselbildungen in jenem kleinen und feinen Venengeflecht, welches zirkulär um den Analkanal liegt, bezeichnet. Wie auch Hämorrhoiden und Analfissuren handelt es sich um relativ häufig auftretende proktologische Erkrankungen, die dennoch aufgrund von Scham lange unbehandelt bleiben, während sie teils recht starke Schmerzen, Unwohlsein oder auch anale Blutungen verursachen können. Eine rasche ärztliche Abklärung kann jedoch schnell Abhilfe schaffen und eine Verschlechterung der Symptomatiken sowie einen langen Leidensweg ersparen. Darüber hinaus können möglicherweise bösartige zugrunde liegende Veränderungen, die immer auch als Differentialdiagnose mitbedacht werden müssen, frühzeitig ausgeschlossen werden.

Was versteht man in der Medizin unter einer Analfissur?

Unter einer Analfissur versteht man einen Riss oder eine kleine Wunde in der Schleimhaut des Analkanals, welcher sehr schmerzhaft und aufgrund seiner Lokation für Betroffene besonders unangenehm sein kann. Die Schleimhaut im Analkanal ist sehr empfindlich und kann leicht reißen, wenn sie zu stark gedehnt, gereizt oder verletzt wird. Die Folgen der Verletzung sind meist starke Schmerzen und hellrote Blutungen im Bereich des Analkanals.

Analfissuren können grundsätzlich bei jedem Menschen auftreten, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Ethnie, wobei Frauen jedoch etwas häufiger betroffen sind als Männer. In einigen Fällen können sich in der Folge Hämorrhoiden bilden, was zu weiteren längerfristigen Beschwerden führen kann. Im schlimmsten Fall können sich Analfissuren auch zu einem chronischen Problem entwickeln, das immer wiederkehrt. In diesem Fall wird unter Umständen ein chirurgischer Eingriff erforderlich.

In manchen Fällen kann eine Analfissur von alleine abheilen, insbesondere wenn es sich um eine akute, also nicht chronische Fissur handelt. Ist die Fissur jedoch chronisch geworden, heilt sie in der Regel nicht von alleine ab und bedarf einer medizinischen Behandlung.

Was ist eine Analvenenthrombose?

Bei einer Analvenenthrombose oder auch als Perianalthrombose bezeichnet, handelt es sich um eine Blutgerinnselbildung in einer Vene innerhalb des Gefäßgeflechts (Plexis hämorrhoidalis), das sich um den Analkanal schmiegt und neben der Blutversorgung der umliegenden Schleimhaut, Muskulatur und der Nerven vor allem auch für die Feinkontinenz (Zurückhalten von Darmgasen oder flüssigem Stuhl) zuständig ist. Die Thrombose und der dadurch eingeschränkte Blutfluss begünstigen das Entstehen einer lokalen Entzündungsreaktion und einer starken Schwellung, welche für die Symptomatik verantwortlich sind.

Welche Ursachen können zu einer Analvenenthrombose führen?

Vollständig geklärt ist die genaue Entstehung einer Analvenenthrombose noch nicht, angenommen wird eine Kombination aus mehreren, sich negativ auswirkenden Faktoren. Zu diesen zählen genetische Veranlagung und hormonelle Faktoren, die sich insofern ungünstig auf den Blutfluss auswirken, als dass sie diesen verlangsamen und damit die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen.

Auch Verletzungen in den Gefäßwänden spielen eine Rolle, kleine Einrisse in der Gefäßwand setzen eine Rochade an Blutgerinnungsaktivitäten in Gang, die die Entstehung eines Thrombus zur Folge haben. Solche kleinen Verletzungen können sowohl durch einen hohen Druck im Bauchraum beispielsweise durch häufiges starkes Pressen, durch eine Schwangerschaft oder beim Heben schwerer Gegenstände, als auch durch mechanische Einflüsse wie beispielsweise im Rahmen eines proktologischen Eingriffes oder beim Analverkehr zustande kommen. Ungünstig wirkt sich zudem das Sitzen auf kalten Flächen aus, da dies zu einer Verengung der Blutgefäße führt und damit eine Thrombose wahrscheinlicher macht. Zwar handelt es sich bei einer Analvenenthrombose und Hämorrhoiden um zwei unterschiedliche Krankheitsbilder, das Vorhandensein von Hämorrhoidalpolstern wirkt sich allerdings zusätzlich ungünstig auf das Entstehen einer Analvenenthrombose aus.

Was sind die Symptome einer Analvenenthrombose?

Patienten und Patientinnen, die unter einer Analvenenthrombose leiden, klagen über recht plötzlich einsetzende, teils sehr starke Schmerzen sowie einer Schwellung in der Analregion, die das Sitzen meist sehr schmerzhaft machen. Es handelt sich um ein meist stechendes oder drückendes Schmerzgefühl, das sich insbesondere beim Stuhlgang intensiviert. Kleinere Thrombosen können häufig auch nur geringe Symptome verursachen beziehungsweise solche, die von selbst nachlassen.

 

Welche Anzeichen deuten auf eine Analvenenthrombose hin?

Die Perianalthrombose stellt sich bei der Untersuchung als von außen im Bereich des Afters sichtbarer, dunkler, rötlicher Knoten dar, der prall und leicht glänzend der Haut beziehungsweise der Schleimhaut aufsitzt. Durch sein Aussehen kann der Knoten von einem Hämorrhoidalknoten unterschieden werden.

 

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Während Hämorrhoiden in unterschiedlichen Stadien verlaufen und schleichend immer symptomatischer werden, tritt die Analvenenthrombose eher als plötzlich einsetzendes Ereignis auf, das häufig mit akuten Schmerzen einhergeht, sodass Betroffene hier eher dazu neigen, schneller einen Arzt aufzusuchen. Schmerzarme oder schmerzlose Analvenenthrombosen werden häufig nur zufällig durch Tasten bemerkt, wobei hier eine kleine Knotenbildung um den Anus auffällt. In einem solchen Fall ist es von Bedeutung, möglichst wenig Manipulation auszuüben und vor allem den Versuch einer Reposition (wie sie beispielsweise bei hämorrhoidalen Knoten möglich ist) unbedingt zu unterlassen.

 

Welcher Arzt ist für die Diagnose einer Analvenenthrombose zuständig?

Ansprechpartner bei perianalen Schmerzen beziehungsweise beim Verdacht auf eine Analvenenthrombose ist in erster Instanz vor allem der Hausarzt, bei sehr akuten und starken Schmerzen ist eventuell eine Vorstellung auf einer chirurgischen oder proktologischen Ambulanz empfehlenswert.

Wie wir deine Analvenenthrombose diagnostiziert?

Für den erfahrenen Mediziner ist eine Analvenenthrombose eine Blickdiagnose, die keiner weiteren Abklärung bedarf. In seltenen Fällen ist das Aussehen der Veränderungen nicht so eindeutig und muss durch weiterführende diagnostische Maßnahmen (Bildgebung, Proktoskopie) von Perianalabszessen oder bösartigen Tumoren unterschieden werden.

Wie wird eine Analvenenthrombose behandelt?

Grundsätzlich ist bei einer Analvenenthrombose sowohl ein konservativer, also rein medikamentöser und symptomatischer als auch ein operativer Ansatz möglich.

In der Regel wird zuallererst ein konservativer Behandlungsansatz gewählt, im Rahmen dessen vor allem mit lokal aufzutragenden Salben mit unterschiedlichen Wirkstoffen und oral einzunehmenden Schmerzmedikamenten gearbeitet wird. Diese konservative Therapie zielt vor allem darauf ab, die Entzündungsreaktion zu minimieren und die Schmerzen bis zur Abheilung zu lindern.

Bei der invasiven oder operativen Behandlung gibt es zwei Möglichkeiten der Intervention:

  • Die Stichinzision, bei der der Thrombus eröffnet und ausgeleert wird. Dies führt meist zu einer sofortigen Erleichterung und Schmerzreduktion.
  • Bei der Exzision werden der Thrombus, das umliegende Gewebe und das zuführende Gefäß operativ entfernt. Die Wunde wird nicht vernäht, sondern offen belassen und gegebenenfalls mit einer drainierenden Wundauflage versorgt.

 

Beide Eingriffe werden in der Regel unter lokaler Betäubung ambulant durchgeführt, ein längerer Krankenhausaufenthalt ist nicht notwendig. Die Exzision wird von betroffenen Patienten zwar als deutlich unangenehmer und postoperativ schmerzhafter empfunden, die Gefahr eines Rezidivs, also einer neuerlichen Thrombose, ist jedoch deutlich gemindert. In der Nachbehandlung wird vor allem schmerzlindernden Medikamenten und mit abschwellenden, lokal aufzutragenden Salben gearbeitet. Die Wunde sollte bis zur vollständigen Heilung mit klarem Wasser ausgespült werden, mechanische Reize sind weiterhin zu vermeiden.

Welche Creme hilft bei Analvenenthrombosen?

Zur Verfügung stehen verschiedene Cremes und Salben mit unterschiedlichen Wirkstoffen:

  • lokal betäubende Salben auf Basis des Lokalanästhetikums Lidocain (Posterisan akut Salbe).
  • kortisonhaltige Salben, die die schmerzhafte Schwellung und Entzündungsreaktion unterdrücken.
  • unterschiedliche Heilsalben und -öle auf pflanzlicher Basis, die die Schleimhaut der Region pflegen, beruhigend wirken und vor weiteren Verletzungen schützen.

Wann ist eine operative Behandlung notwendig?

Eine operative Sanierung der Thrombose ist in der Regel nur bei sehr großen ausgedehnten Thrombosen, die nicht von selbst abheilen oder bei sehr schmerzhaften Thrombosen, die auf Schmerzmedikationen nicht ansprechen, notwendig. Auch wiederholte Thrombosen stellen eine Indikation zur chirurgischen Sanierung und Entfernung des betroffenen Gefäßes dar.

Welche Maßnahmen können die Heilungsdauer beeinflussen?

Eine Analvenenthrombose heilt früher oder später von selbst und auch ohne das Zutun durch ärztliche oder medikamentöse Hilfe, besondere Maßnahmen sind hier also nicht unbedingt notwendig. Trotzdem sei an dieser Stelle erwähnt, dass eine ärztliche Abklärung sinnvoll ist. Bei vielen Patienten und Patientinnen stehen somit in erster Linie die Schmerzen und der erschwerte Stuhlgang im Vordergrund. Neben der Behandlung der Schmerzen wirkt sich daher auch eine adäquate Stuhlregulierung positiv auf die Symptomatik und den Heilungsverlauf aus. Abführende Maßnahmen und Medikamente helfen hierbei, den Stuhl möglichst weich bis leicht flüssig zu halten, sodass beim Klogang stärkeres Pressen oder kleinere Verletzungen des analen Gewebes durch harte Stuhlknollen verhindert werden können.

Darüber hinaus stellt eine sanfte und gewebeschonende Intimhygiene mit weichem, feuchtem Toilettenpapier und wundheilungsfördernden Salben eine notwendige unterstützende Maßnahme dar.

Auch regelmäßige warme Sitzbäder unter eventueller Zugabe von verschiedenen ätherischen Ölen oder Essenzen (beispielsweise Kamille) werden von vielen Betroffenen als wohltuend empfunden und können einen schmerzlindernden, abschwellenden und entzündungshemmenden Effekt haben.

Darüber hinaus sind jegliche mechanischen Reize (reibende Kleidung, sehr trockenes Toilettenpapier, langes Sitzen…) in der Analregion zu vermeiden.

Kann eine Analvenenthrombose von alleine heilen?

Ja – bei einer nur gering ausgeprägten, kleinen Thrombose besteht häufig auch die Möglichkeit einer spontanen Heilung ohne eine notwendige Intervention. In manchen Fällen geht dies mit einer Ablösung des Thrombus und einer kurz andauernden, selbst limitierenden Blutung einher. Bis zur vollständigen Ausheilung dauert es meist einige Tage bis Wochen. Auch größere Thromboseknoten können von selbst ausheilen, häufig sind sie jedoch so schmerzhaft, dass Betroffene zur Überbrückung der Zeit eine wirksame Schmerzmedikation oder lokale Behandlung benötigen. Insgesamt empfiehlt sich jedoch immer eine ärztliche Abklärung.

 

Wie gefährlich ist eine Analvenenthrombose?

Mit einer Thrombose eines größeren Gefäßes an den Armen oder Beinen kann eine Analvenenthrombose zwar ähnlich schmerzhaft sein, jedoch ist sie deutlich weniger gefährlich und nur sehr selten mit Komplikationen vergesellschaftet. Während bei Thrombosen an den Extremitäten vor allem die Gefahr besteht, dass sich das Blutgerinnsel löst, zum Herzen wandert und hier einen größeren Gefäßverschluss verursacht, besteht diese Gefahr bei einer Analvenenthrombose nicht. Als praktisch einzige Komplikation einer perianalen Thrombose gilt die Ausbildung sogenannter Marisken. Dabei handelt es sich um schlaffe, teils größere Hautfalten, die häufig nach konservativer Behandlung einer Analvenenthrombose und Abgehen des Thrombus verbleiben und vor allem ein hygienisches Problem darstellen können. Denn größere Marisken können die Analhygiene stören und die Ausbildung von lokalen Infektionen oder Abszessen begünstigen. In solchen Fällen sollten solche Marisken chirurgisch entfernt werden.

Ist eine Analvenenthrombose immer behandlungsbedürftig?

Grundsätzlich ist eine Analvenenthrombose nicht unbedingt behandlungsbedürftig, sofern sie keine Beschwerden verursacht.
Dennoch ist es sinnvoll einen Spezialisten aufzusuchen und eine Analvenenthrombose abklären zu lassen, um andere Differentialdiagnosen ausschließen zu können und auch mögliche Erkrankungen oder Beschwerden im Anorektalbereich zu erfassen. Außerdem neigen Analvenenthrombose in gewissen Fällen zu Rezidiven – dein behandelnder Arzt wird dir Tipps geben können, um das Risiko zu minimieren.

Wie kann man einer Analvenenthrombose vorbeugen?

Eine primäre Prophylaxe ist in der Regel weder möglich noch notwendig, da nicht vorhersagbar ist, bei wem, aus welchen Gründen und unter welchen Umständen eine Perianalthrombose auftritt. Ein gehäuftes familiäres Auftreten oder das Vorliegen mehrerer Risikofaktoren können zwar Hinweise auf die mögliche Entwicklung einer Analvenenthrombose sein, ein tatsächlicher eindeutiger Zusammenhang besteht jedoch meist nicht. In der Mehrzahl der Fälle kann also nur eine sekundäre Prophylaxe, also eine Vorbeugung nach bereits stattgefundener Perianalthrombose, erfolgen. Um ein weiteres Ereignis zu verhindern, ist es in jedem Fall ratsam, mögliche Risikofaktoren zu minimieren.

 

Folgende Schritte können das Risiko senken:

  • Regelmäßige Bewegung und Sport
  • Vermeidung von starken Pressen oder häufigem Heben schwerer Gegenstände, was den intraabdominellen Druck (Druck im Bauchraum) erhöhen würde
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffreiche Ernährung – beides sorgt für einen festen, jedoch nicht zu harten Stuhl
  • Behandlung von anderen Beschwerden im Anal- und Perianalraum (Hämorrhoiden, Anafissuren,…)
  • Meiden von sehr kalten Sitzflächen oder häufigem Tragen nasser oder feuchter Unterwäsche (beispielsweise im Sommer nach dem Baden)

Wie unterscheiden sich Analvenenthrombosen von Hämorrhoiden?

Unter Hämorrhoiden werden kleine, direkt unter der Schleimhaut des Enddarms liegende Gefäßpolster verstanden die wichtige Komponenten der Stuhl- und Gaskontinenz darstellen. Krankheitswert bekommen diese Gefäßpolster bei Vergrößerungen, die dazu führen, dass sie prolabieren, sich also bei erhöhtem Bauchdruck aus dem Anus herausstülpen und dann häufig schmerzhaft werden beziehungsweise zu Blutungen führen.

Auch in ihrer Symptomatik unterscheiden sich Hämorrhoiden von Analvenenthrombosen – zwar können sie auch mitunter sehr schmerzhaft sein, häufiger äußern sie sich jedoch in einem Brennen und Jucken sowie durch anale Blutungen beim Stuhlgang beziehungsweise bei starkem Pressen. Im Gegensatz zu einer Analvenenthrombose sind Hämorrhoiden in jedem Fall behandlungsbedürftig, zwar lassen sie sich in frühen Stadien noch reponieren, zurückbilden können sie sich jedoch von selbst nicht mehr. Auch in der Behandlung von Hämorrhoidalleiden gibt es konservative Ansätze, die die weitere Vergrößerung der Gefäßpolster und damit die Zunahme der Symptomatik verhindern sollen, sowie operative Ansätze, bei denen die störenden Hämorrhoidalpolster entfernt werden.

Wie viel kostet die Behandlung von Analvenenthrombosen und werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen?

Sowohl die konservative als auch die chirurgische Therapie sind nicht sehr kostenaufwendig, teurere Medikamente oder ein größerer operativer Eingriff sind nicht notwendig. Kortisonhaltige Salben können gegen ein ärztliches Rezept in der Apotheke besorgt werden, hier ist meist nur die Rezeptgebühr zu verrichten. Unterschiedliche Heilsalben wie beispielsweise Posterisan akut mit Lidocain oder Heilbadzusätze können ebenfalls in Apotheken ohne Rezept erstanden werden und sind in der Regel privat zu zahlen.

Sollte eine chirurgische Intervention notwendig werden, wird diese normalerweise vollständig durch die Krankenkasse übernommen.